Na, das kann ja lustig werden!

Ende März 2015

Kennt ihr das?

Man hetzt durch das Haus, während man auf dem einem Bein hüpfend die Schuhe anzieht und gleichzeitig mit der anderen Hand die Zähne putzt, nur um den  Termin um 19.30 Uhr einzuhalten, es aber leider schon 19.45 Uhr ist?!

Es war eben wie immer hier bei uns, spät von der Arbeit heim gekommen, die Tiere versorgt, schnell geduscht und dennoch läuft die Zeit davon. Schnell das Gastgeschenk geschnappt, Zahnbürste weg und Jacke an.

Da klingelt es an der Tür. „Ohhhhhh neeeeee“, entfährt es uns. Na, nix zu ändern, Enrico öffnet und vor der Tür steht ein junger Landwirt aus dem Dorf, selber ebenfalls Jäger … in den Händen hält er ein sehr kleines, graues, nicht wirklich identifizierbare Etwas. Es ist lebendig und wimmert leise.

„Wir haben heute Morgen bei euch im Revier eine alte Strohmiete weggeräumt und ihn hier da mit seinen Geschwistern gefunden", erzählte der junge Mann. „Wir haben ihn erst vorsichtig zur Seite gelegt, aber die Kleinen krabbelten immer aus dem Strohhaufen, den wir ihnen zum Schutz gemacht hatten. Als ich die Krähen bemerkte, bin ich dorthin und fand nur noch ihn. Ich hab ihn dann an mich genommen“, berichtet er, während er das kleine Knäuel mit den Händen wärmt.

„Naja, und nun dachte ich, ich bringe ihn zu euch“, fragend schaut er uns an. Ich bin mittlerweile auch zur Tür gekommen und nehme das maximal 2 Tage alte Jungtier entgegen.

Das Jungtier ist kalt, das spüre ich ganz deutlich. Ich lasse es behutsam in meine Hemdtasche gleiten und nehme die Flasche frischer Kuhmilch entgegen, die der junge Mann mir reicht.

Wir verabschieden uns und schließen die Tür.

Enrico schaut mich an und wir beide müssen nun Lachen. „Immer was anderes hier auf dem Jägerhof!“  Enrico schüttelt lächelnd den Kopf. „Na, da wollen wir mal sehen, dass wir ihn durch bekommen.“ Mit diesen Worten macht er ich auf den Weg, um die Rotlichtlampe zu holen. Ich bereite in der Zwischenzeit einen Karton vor und stelle diesen in die Badewanne.

Da wir immer schon viele verschiedene Tiere mit der Flasche aufziehen, haben wir eigentlich immer alles im Haus und ich bereite dem  Kleinen ein Fläschchen zu.

Vorsichtig und mit Geduld füttere ich ihn. Als ich ihm das Bäuchlein reibe, kann er sich lösen. Ganz viel Pipi musste er, das hat ihn scheinbar auch gequält. Denn die Kleinen können sich nur dann lösen, wenn man ihnen den Bauch und den Po ein wenig reibt. Das würde die Mutter sonst tun, indem sie sie ableckt und somit Kot und Urin aufnimmt, um alles sauber zu halten. Gleichzeitig regt diese Massage die Verdauung und den Kreislauf an.

Jetzt hört das Wimmern auf. Er liegt ruhig atmend unter dem warmen Licht der Lampe, geschmiegt an eine hellblaue Babydecke. Na, die Farbe passt, denn wie ich bemerkt habe, handelt es sich um einen kleinen Fuchsrüden.

Gut, dass unsere Freunde uns kennen und trotzdem immer noch mögen. Sie nahmen uns das sehr verspätete Erscheinen nicht übel und hatten auch Verständnis, dass wir uns nach zwei Stunden wieder verabschiedeten. Denn dieser zwei Stunden Rhythmus würde jetzt erst mal die nächsten Tage bestimmen.

Wisst ihr, wenn jemandem so ein kleines Leben in die Hände gelegt wird, dann handelt man einfach und das ist eine Sache, die das Herz bestimmt.

Felix, so tauften wir den kleinen Fuchs, wird uns noch so manche Nacht rauben und wir werden sicher noch einiges mit ihm erleben, bis wir ihn groß haben.

Und ich lasse euch an seiner Entwicklung teilhaben.